Die aktuelle S/4HANA Migrationsstudie von Camelot und techconsult zeigt die drei größten Stolpersteine für den Transformationsprozess: 1. nicht genügend Zeit für die S/4-Einführung, 2. Know-how-Aufbau für den technischen Betrieb und neue Funktionen in fachlichen Prozesse, und 3. ein Mangel an Information über verfügbare Angebote, die die Transformation erleichtern.

Solpersteine aus Studie „Erwartungen an S/4HANA“
Abb. 1: Ergebnisse aus der Studie “Erwartungen an S/4HANA“ von Camelot ITLab und techconsult

Die Studie „Erwartungen an S/4HANA – Kann die Transformation halten, was Unternehmen sich davon versprechen?“ von Camelot ITLab und techconsult zeichnet ein klares Bild: Nur 16 Prozent der befragten 200 Unternehmen hatten in bisherigen SAP-Projekten keine Probleme. Trotz dieser Erfahrung unterschätzen viele Unternehmen die Migration oder Einführung von SAP S/4HANA. Dabei wollen 85 Prozent der befragten Unternehmen in dem kommenden drei Jahren auf SAP S/4HANA umsteigen – und die Erwartungen sind durchaus hoch.

Hinzu kommt: Es handelt sich bei der Migration zur neuen Business Suite um wesentlich mehr als ein reines IT-Projekt. Es geht um eine Transformation, für die Grundsatzentscheidungen getroffen werden, die das Unternehmen als Ganzes betreffen. Auch wenn beispielsweise vier von fünf Unternehmen (80 Prozent) angeben, ausreichend ins Change Management zu investieren, zeigt sich in der Praxis oft, dass die geschätzten Ressourcen nicht ausreichen.

Diese und weitere Faktoren können Stolpersteine bei der S/4HANA Einführung sein – oder sind es in vielen Unternehmen schon.

Drei Stolpersteine beim Umstieg auf SAP S/4HANA

46 Prozent der Befragten geben an, dass die Zeit für die Transformation zu knapp ist. 21 Prozent nennen den Know-how-Aufbau für den Betrieb der Lösung als Herausforderung, 33 Prozent den Aufbau von Kenntnissen über die neuen Funktionen in den Fachabteilungen. Und nur 10 Prozent der Unternehmen fühlen sich genügend über die Transformation informiert. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Themen.

1. Zeit für die S/4-Einführung fehlt

Den Zeitaspekt sehen knapp die Hälfte der Unternehmen beim Umstieg auf S/4HANA kritisch. Hier treffen mehrere Gründe zusammen: Häufig fehlt im operativen Geschäft der IT-Abteilung die Kapazität, das Großprojekt einer S/4HANA-Einführung zu stemmen.

Außerdem – und entgegen mancher Annahme – ist eine S4-Migration oder -Einführung kein Projekt der IT-Abteilung allein, sondern eine vollumfängliche Business-Transformation, die Veränderungsbereitschaft voraussetzt und Kapazitäten in den Fachabteilungen bindet: Denn für eine weitergehende Digitalisierung im Unternehmen braucht es end-to-end Prozessdesign. Erst diese legen die Grundlage für Synergieeffekte und datengetriebene Entscheidungen, die auf konsolidierten Datenquellen beruhen. Dafür müssen während der S/4-Transformation zu jedem Zeitpunkt Grundsatzentscheidungen getroffen werden.

Und schließlich ist es aufwändig, gewachsene Systemlandschaften und Daten-Architekturen an die S/4-Umgebung anzupassen. Der Ballast aus unternehmensindividuellen Anpassungen am bestehenden ERP-System erschwert die Transformation in etwa einem Viertel der befragten Unternehmen zusätzlich.

2. Know-how aufbauen

Die beiden letztgenannten Punkte tragen neben dem hohen Aufwand in einer weiteren Dimension zur Komplexität der S/4HANA-Transformation bei: Für 21 Prozent der befragten Unternehmen ist es eine Herausforderung, das Know-how zum Betrieb des S/4HANA-Systems intern aufzubauen. In der Erwartung, für den Betrieb in der Cloud weniger eigenes Know-how und eigene Ressourcen zu benötigen, planen mit 71 Prozent die weitaus meisten der befragten Unternehmen ihre Zukunft in der Cloud (mehr zur S/4HANA Cloud). Davon versprechen sie sich eine höhere Agilität und Skalierbarkeit, um schneller auf neue Marktanforderungen reagieren können.

Auf die Fachabteilungen kommt bei einer S/4HANA-Transformation viel Arbeit zu: Einerseits hegen sie selbst hohe Erwartungen an z.B. Prozessautomatisierungen, gleichzeitig beeinflusst die Business Transformation ihr täglich Brot in Form von Geschäftsprozessen und Zusammenarbeit zwischen Teams oder Abteilungen stark. Dafür müssen teilweise neue Kompetenzen oder ganze Kompetenzprofile aufgebaut werden – bis hin zur Fähigkeit, konsequent mit Daten zu arbeiten (mehr im Artikel über Data Literacy). Viele Unternehmen versäumen allerdings genau das, so dass die Mitarbeitenden neue Kenntnisse viel zu spät lernen – was die Bereitschaft für Change nicht unbedingt hebt. Immerhin 33 Prozent der befragten Unternehmen erkennen das jedoch bereits als Challenge im Transformationsprozess.

3. Mangel an Information

Eine S/4-Transformation ist ein Projekt für den langen Atem. Entsprechend brauchen Planung und Durchführung ein gutes Management, das die strategischen Ziele über die verschiedenen Zeithorizonte im Blick behält. Viele Unternehmen zehren dabei von Erfahrungen mit der Einführung oder Umstellung auf ein neues ERP-System in Vergangenheit.

Gleichzeitig planen viele Unternehmen mit vielen Unbekannten in der Gleichung: Nur jedes zehnte Unternehmen (10 Prozent) fühlt sich ausreichend mit Informationen für die Transformation versorgt.

Die Befragten der Studie äußern sehr konkret Wünsche an SAP und Partner, dass sie Technologien und Serviceportfolios wie auch konkrete Leistungsangebote von Partnern besser erklären. Auch Vorgehensmodelle und Zielbilder der SAP-Lösungen sowie Use Cases und Best Practices wären willkommen.

Ein Angebot der SAP, dass in diese Richtung zielt, ist „RISE with SAP“. Es unterstützt Unternehmen auf dem Weg zum Intelligent Enterprise, unabhängig vom Startpunkt und der Komplexität Transformation. Diese wird in drei Stufen gebündelt, zur Implementierung setzt SAP auf das bewährte Partner-Ökosystem. Dieser Blogartikel gibt einen Überblick über das Programm RISE with SAP.

Fazit

Um die Mammutaufgabe der S/4HANA-Transformation erfolgreich abzuschließen, lohnt es sich, die genannten Punkte in der Planung bzw. Vorbereitung zu adressieren.

Konkret sollten für folgende Themen frühzeitig Entscheidungen fallen:

  • Welche strategischen Ziele hat die gesamte S/4-Transformation? Das hilft bei der Priorisierung von Aufgaben und schärft den Blick dafür, dass die Erwartungen an bessere Performance, Reaktionszeit und Wettbewerbsfähigkeit oder an effizientere Geschäftsprozesse große Teile des Unternehmen betrifft.
  • Wie nah soll die neue Lösung am SAP-Standard sein? Hier helfen Erfahrungen und Learnings mit den Alt-Lösungen.
  • Brownfield, Greenfield oder irgendwo dazwischen? Ein Patentrezept gibt es nicht, es hängt von der Zielsetzung des Unternehmen, dem Fit der bestehenden Prozesse und teilweise auch von der Komplexität der bestehenden Landschaft ab.
  • Mit wie viel Puffer sind die Kapazitäten kalkuliert? Diese Frage betrifft neben der IT-Abteilung und dem Change Management besonders die Fachabteilungen.
  • Welche strategischen Ziele gibt es für das Change-Management der Transformation? Das gibt den Bemühungen einen Fokus, wichtige Stakeholder unter den Mitarbeitenden zu informieren, involvieren und qualifizieren.

Auch wenn es viel Aufwand bedeutet, Prozesse neu zu denken, Geschäftsmodelle zu erneuern und zukünftige Business-Anforderungen abzubilden: Die Migration auf S/4HANA ist der Eckpfeiler einer umfassenden Modernisierung des Unternehmens. Klug, mit Weitblick und einem agilen Mindset gemanaged, werden viele Unternehmen viele Jahre von dieser Investition profitieren. CAMELOT Management Consultants, die Strategie- und Organisationsberatung der CAMELOT Consulting Group, unterstützt in diesem Zusammenhang bei der Bewältigung jeglicher Herausforderungen während einer S/4HANA Transformation und bietet zudem Vorstudien zur besseren Einschätzung.

Studienergebnisse

Die Umfrageergebnisse in diesem Blogartikel stammen aus der im Januar 2022 veröffentlichten Studie “Erwartungen an S/4HANA – Kann die Transformation halten, was Unternehmen sich davon versprechen?“ von Camelot ITLab und techconsult. Dazu wurden Entscheider im C-Level Management, in der IT oder Experten in einer leitenden Funktion aus 200 Unternehmen in drei Größenklassen und sieben Branchen in Deutschland befragt. Diese Themenkomplexe standen im Fokus:

  • Wie ist Implementierung geplant?
  • Wie ist Status quo und den Planungen der Transformation?
  • Welche Herausforderungen der Transformation sehen sie?
  • Welche Erwartungen und Ängste haben Unternehmen?
  • Was sind Anforderungen an SAP-Partner?

Hier geht es zum kostenfreien Download der Studie.


Eine S/4HANA Transformation braucht Rückendeckung aus dem obersten Management. Die CAMELOT S/4HANA Vorstudie beantwortet die wichtigsten Fragen verschiedener C-Level-Stakeholder.

Mehr im Whitepaper über die CAMELOT SAP S/4HANA Vorstudie.


 

 

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SAP S/4: Studie zur Transformation

Die Studie „Erwartungen an S/4HANA in 2022" von techconsult und CamelotITLab zeigt Stolpersteine der Migration und wie sie vermieden werden können. Mit Daten von 200 Unternehmen aus Deutschland.

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