Teil IV: Umsetzung von Flow Metrics – die Flow-Metrics-Bausteine

Nach der Erkenntnis, dass sich die traditionelle Denkweise bezüglich Supply Chain Management mittels Metriken verändern muss, und wir verstanden haben, wie sich eine Flow-basierte Methodologie in einer Organisation verankern lässt, fehlt noch ein Schritt: der Umsetzungsprozess, dem sich dieser Artikel ausführlich widmet. Dabei werden die Best Practices von CAMELOT vorgestellt.

Flow Metrics leiten sich aus der Strategie ab, ermöglichen den Flow und sollen eine umfassende Sicht auf die Supply-Chain-Performance bieten. Für die Umsetzung müssen Aspekte betrachtet werden, die die Organisation, Kultur, Techniken sowie die Prozesse betreffen. Abbildung 1 zeigt die so genannten Bausteine, die innerhalb einer Organisation bei der Umsetzung von Flow Metrics betroffen sind.


Abbildung 1: Bausteine der Flow Flow Metrics

Die Konfiguration dieser Bausteine, die mehrere Geschäftsdimensionen betreffen, ist eine notwendige Voraussetzung, um Metriken erfolgreich für  Flow und Strategie zu verwenden.

Strategie

Zuallererst müssen widersprüchliche Maßnahmen verhindert werden, indem man taktische Maßnahmen festlegt, die das Erreichen der strategischen Ziele insgesamt unterstützen. Flow Metrics werden abgestimmt, um die die Etablierung einer Gesamtstrategie in einem Top-Down-Ansatz zu unterstützen. Die Sichtbarkeit, wie taktische Maßnahmen das Erreichen von strategischen Zielen fördern, sorgt für innerorganisatorische Abstimmung und bietet allen Mitarbeitern gemeinsame Ziele.

Flow

Um den Flow in einer Supply Chain herzustellen, sind vier Voraussetzungen erforderlich:

  1. Die relevanten Bereiche verstehen: Den meisten Unternehmen ist nicht bewusst, dass die im strategischen, taktischen und operativen Planungsbereich zu nutzenden Informationen äußerst unterschiedlich sind. So sind beispielsweise die Gesamtkosten (inklusive Fixkosten) bei kurzfristigen Entscheidungen nicht relevant.
  2. Flow-basiertes Betriebsmodell: Der Flow muss die gemeinsame Grundlage für die tägliche Entscheidungsfindung sein. Erhöht die Entscheidung die Flow-Geschwindigkeit? Reduziert die Entscheidung die Flow-Variabilität? Erhöht die Entscheidung die Relevanz des Flow?
  3. Flow Metrics verstehen: Die Metriken leiten sich aus der Strategie ab, sie betreffen Geschwindigkeit, Variabilität, Materialrelevanz, Informationen und den Cash Flow und verbinden die relevanten Planungsbereiche.
  4. Taktische Abstimmung zwischen relevanten Planungsbereichen: Die Strategie ist die Richtlinie für operative Fähigkeiten. Die Modell-Performance wird unter (angenommenen) Bedingungen projiziert und die die operativen Fähigkeiten und Performance spiegeln Feedback zur Strategie wider.

Verantwortlichkeiten und organisatorische Anpassung

Flow Metrics müssen in die Organisationsstruktur und die Systeme mit klaren Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten integriert werden. Sie werden mit allen Interessengruppen festgelegt und geteilt, um ein gemeinsames Verständnis sicherzustellen, und alle Interessengruppen arbeiten mit den gleichen Zahlen. Metriken liegen stets allen Abteilungen vor. Anreizsysteme treiben Verbesserungen bei den Maßnahmen voran, und zwar durch die Bewertung der individuellen Leistung hinsichtlich der Verbesserung dieser Maßnahmen. Für jede Metrik wird eine zuständige und verantwortliche Person festgelegt, die genügend Entscheidungsautorität besitzt, um Verbesserungen voranzubringen. Es gilt die Organisationsstruktur auszugestalten, um die Hierarchie der Performance-Kennzahlen darzustellen, und die verantwortlichen Personen müssen die direkte Fähigkeit besitzen, um die Treiber von Maßnahmen zu beeinflussen.

Kulturelle Anpassung und Denkweisen

Flow Metrics müssen in der gemeinsamen Denkweise der Organisation umgesetzt werden und an deren Kultur angepasst werden, um den Flow effizient zu fördern und zu schützen. Die Geschwindigkeit von Material, Informationen und Cashflow kann nur ausreichend gefördert und geschützt werden, wenn die Idee der Flow Metrics vollständig im Denken der Personen und in der Kultur der Organisation verankert ist.

Alle Personen innerhalb der Organisation müssen in der Lage sein, systematisch zu denken und zu kommunizieren, was bedeutet, dass Informationen verschiedener Quellen und Arten integriert und verstanden werden müssen. Es existiert eine gemeinsame Problemlösungssprache und ein Rahmen, damit die gleichen Ziele mit den gleichen Messungen und Daten verfolgt werden können. Man versteht die Zusammenhänge zwischen Abteilungen, Ressourcen, Menschen und den Treibern für die Geschwindigkeit des Flows. Sie können Daten in relevante Informationen umwandeln, um zu erkennen, an welcher Stelle sich die Variabilität häuft und verstärkt, und so den gesamten Flow des Systems beeinflusst.

Die Kultur der Organisation muss sicherstellen, dass die Abteilungen bei der Messung, dem Betrieb und der Problemlösung nicht als isolierte Untersysteme mit isolierten Zielen agieren. Ein kollektives Bewusstsein bezüglich der Strategie und der Ziele der Organisation wird von einer Kultur unterstützt, die den Willen fördert, gegen Konkurrenten zu gewinnen und nicht gegen andere Abteilungen: „Der Konkurrent sitzt außerhalb des Unternehmens und nicht in einer anderen Abteilung“.

Daten und IT-Systeme

Flow Metrics basieren auf relevanten Informationen und werden unterstützt durch geeignete IT-Systeme und -Werkzeuge, die Performance-Feedback in Echtzeit liefern. Dies sind die grundlegenden Voraussetzungen:

  • Verfügbarkeit: Daten sind über verschiedene Online-Kanäle (beispielsweise Mobilgeräte) sofort verfügbar.
  • Beständigkeit: Alle verfügbaren Datenquellen einigen sich auf „eine einzige Version der Wahrheit“, die konstant bleibt. In den seltenen Fällen, in denen Fehler korrigiert werden müssen, erhalten die Benutzer Aktualisierungen, die den Änderungsbedarf erklären. Schnittstellen und Datentransfer-Werkzeuge erleichtern die Identifizierung von neuen Zusammenhängen, während sie die Beständigkeit der Daten und Berechnungsmethoden sicherstellen.
  • Wirklichkeit, Aktualität und Geschwindigkeit Die Geschwindigkeit des Flusses von relevanten Informationen wird vereinbarten Zeitplänen entsprechend gestaltet. Das System ist sogar für „Big Data“ schnell genug.
  • Integrität: Technische Mittel stellen die Integrität und Qualität der Daten sicher, auch bei verschiedenen Quellen.
  • Transparenz: Die Personen teilen ein gemeinsames Verständnis von gemessenen Daten. Die integrierte Dokumentation der Daten und Werkzeuge stellt sicher, dass die gleichen Berechnungsmethoden und Stammdaten für alle Leistungsmessungen benutzt werden, um eine Vergleichbarkeit für alle Personen und Abteilungen der Organisation zu gewährleisten.
  • Relevanz: Die erfassten Daten müssen für die analysierten Metriken relevant sein und Informationen werden aggregiert und mit Hilfe von Dashboards und Berichten so angezeigt, dass die richtigen Messungen im Fokus stehen und Reaktionen und Entscheidungsfindung beschleunigt werden. Analytische Werkzeuge bieten vom Benutzer festlegbare Drilldowns, um zu analytischen Erkenntnissen zu gelangen.
  • Sicherheit und Schutz: Die Daten werden vor jeglichem von außen kommenden Zugriff geschützt. Alles ist innerhalb der Organisation verfügbar, solange geltende Gesetze und Regeln dies nicht verbieten.
  • Moderne Prognosen und Simulationswerkzeuge: Benutzerfreundliche Werkzeuge sind verfügbar, um die Auswirkungen von Änderungen und Ereignissen auf festgelegte Performance-Kennzahlen vorauszusagen.

Prozesse und Arbeitsabläufe

Die Fähigkeit von Unternehmen, ihr Geschäft nach festgelegten Strategien zu steuern und sich kontinuierlich zu verbessern, basiert auf einem richtig definierten, gemessenen und aktiv benutzten Rahmen an Performance-Indikatoren. Eine unternehmensübergreifende Supply-Chain-Strategie ist die Grundlage für Zielsetzungen und die Auswahl der Flow Metrics. Nach der Festlegung der Flow Metrics werden Zielwerte auf der Grundlage von Berechnungen, Benchmarks oder anderen Werten festgelegt. Die Zielerreichung muss kontinuierlich gemessen und dokumentiert werden. Abweichungen vom Ziel werden analysiert und Gegenmaßnahmen abgeleitet, um bestehende Plan-Forecast-Lücken zu schließen. Anhand von Erkenntnissen aus der Prozessschleife werden umgesetzte Flow Metrics gründlich überprüft. Optimale Wertebereiche werden identifiziert und Ausnahmefälle eliminiert. Sofern erforderlich, werden Metriken, Zielwerte und/oder Prozesse justiert, um den Prozess in den nächsten Zeitperioden zu verbessern.

Vollständigkeit

Da Flow Metrics direkt aus Strategien abgeleitet werden, müssen sie alle Arten und Aspekte des Flows einbeziehen, einschließlich finanzieller, operativer und anderer relevanter Themen wie beispielsweise Nachhaltigkeit oder Kundenbeziehungen.

Da wir nun die für die Umsetzung der Flow Metrics erforderlichen Veränderungen kennen, die zu einer Verbesserung der Gesamtleistung führen, werde ich mich im nächsten Blogeintrag darauf konzentrieren, wie man ein Flow-Metrics-Framework von der Strategie bis zur Umsetzung definiert und einführt.

Weitere Artikel zu dieser Blog-Serie:

Teil I: Wenn die Supply-Chain-Perfomance-Indikatoren den falschen Weg weisen

Teil II:  Die richtige Richtung für das Performance Management – Flow Metrics

Teil III: Messung der Supply Chain Performance mit Flow Metrics

Teil V: Wie klettert man höher auf der Reifeleiter der Flow Metrics?

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