Wie profitieren Abläufe innerhalb der Supply Chain von einer stärkere Integration zwischen  SAP-Transport- und Lagerprozessen? Wie kann man auf allgemein bekannte Probleme der Transport- und Lagerplaner reagieren, wie z.B. ineffiziente Ressourcennutzung, begrenzte Prozesstransparenz, geringe Prozesskontrolle?

Lassen Sie uns mögliche Lösungsansätze für solche relevanten Herausforderungen, am Beispiel der gängigen SAP-Anwendungen, untersuchen.

SAP EWM (Extended Warehouse Management) und SAP TM (Transportation Management) sind beides integrierbare Lösungen, die SAP im Rahmen der Industrie 4.0-Initiativen entwickelt hat und die umfangreiche Funktionen zur Aufgabenerfüllung innerhalb der Lieferkette bereithalten. Ziel dieser Software-Lösungen ist es, Prozesse der Lagerkommissionierung, Transportplanung und Ladeoptimierung zu verbessern.

Nun gibt es verschiedene Ansätze, um unzureichende oder fehleranfällige Logistik- und Transportprozesse zu beseitigen wie beispielsweise einer Verbesserung der Sichtbarkeit, Fokussierung auf Transparenz, verbesserte Zusammenarbeit entlang der gesamten Supply Chain Execution Plattform, Reduktion der Kosten sowie Schaffung weiterer Mehrwerte für die Kunden.

Im Nachfolgenden zeigen wir fünf Ansätze auf, wie sich sich Transport- und Lagerprozesse stärker integrieren lassen.

Fünf Ansätze zur engeren Integration von Transport- und Lagerprozessen

1. Verpackungsplanungsprozess

Der Hauptnutzen eines Verpackungsplanungsprozesses besteht in einer verbesserten Übersicht und der integrierten Planung des zukünftigen Arbeitsaufkommens über alle Tätigkeitsbereiche innerhalb der Lieferkette hinweg: vom Entladen, Einlagern, Kommissionieren, Verpacken und Verladen. Eine Voraussetzung für die Planung ist die Kenntnis über das erwartete Arbeitsaufkommen, in logistischen Mengen, wie beispielsweise Paletten oder verschiedene Handling Units (HU‘s). Diese Einschätzung kann mit Hilfe des SAP EWM-Verpackungsplanungsprozesses erfolgen.

Ein Verpackungsplanungsprozess ermöglicht es, die Anzahl der Handling Units pro Tätigkeitsbereich auf der Grundlage des Auftrags im Voraus abzuschätzen – und das sogar mehrere Tage vor Beginn der tatsächlichen Kommissionierung. Da diese Informationen im Voraus bekannt ist, bevor der eigentliche Kommissioniervorgang begonnen hat, lässt sich die Anzahl der Kommissionierer ableiten, die pro Schicht und pro Tätigkeitsbereich benötigt werden. Dies erleichtert die Planung für den Ressourceneinsatz des Lagerpersonals erheblich.

Da die Information über die Plan-Versand-Handling-Units (PVHU’s) als Frachteinheiten an SAP TM gesendet werden, ist dem Planer nun die Anzahl und die tatsächliche Größe der HU’s, sogar mehrere Tage vor Beginn der Kommissionierung, bekannt. Die Planer können diese Informationen nun für eine verbesserte Spediteurauswahl sowie Ressourceneinsatz nutzen, was letztendlich zu einer verbesserten Laderaumoptimierung und einer Reduzierung der Transportkosten führen kann.

Die Transportkosten können minimiert werden, da die Planer im Voraus auf Basis der geplanten Versandeinheiten wissen wie viel Laderaum tatsächlich benötigt wird und wann. Mit diesen Informationen ist es möglich, die künftige Einsatzplanung von LKWs zu verbessern und so die zukünftigen Preise zu minimieren.

Integration zwischen SAP ERP, SAP EWM und SAP TM durch Kartonierprozess
Abbildung 1: Integration zwischen SAP ERP, SAP EWM und SAP TM durch Kartonierprozess

Hauptvorteil des Kartonierverfahrens:

  • kann dazu beitragen, die Effizienz und Auslastung der Transportressourcen zu erhöhen
  • Durch ordnungsgemäßes Verladen und Verpacken von Waren können Unternehmen die Anzahl der für die Auslieferung ihrer Waren erforderlichen Fahrten verringern. Dies resultiert in einem geringeren Kraftstoffverbrauch und verringert außerdem den Verschleiß der Fahrzeuge. Darüber hinaus können Unternehmen durch eine verbesserte Ausnutzung des Laderaums die Anzahl der für den Warentransport benötigten Fahrzeuge verringern, was zu niedrigeren Wartungs- und Versicherungskosten führen kann.

2. Integration von RFUI Geräten innerhalb der Lager- und Transportprozessen

RFUI-Geräte können direkt an die SAP TM-Transportausführung angeschlossen werden. Dazu zählen sämtliche Geräte, die man über die SAP EWM RFUI-App/Transaktion anbinden kann, um mit dem SAP EWM verbunden zu werden.

Ein häufiger Anwendungsfall für solche Geräte im Zusammenhang mit der Verladeabwicklung ist das so genannte ‘Execution Driven Planning’. Der Transport schätzt lediglich benötigte Kapazitäten, anstatt einzelne Lieferungen zu planen. Nach dem Pick & Pack werden die HUs direkt in Container oder Anhänger verladen. Mit Hilfe von RFID wird der Status automatisch aktualisiert und die HUs werden mit dem Transportauftrag (Frachtauftrag) verknüpft.

So kann beispielsweise der Status “Ladebeginn” aktiviert werden, wenn wir die erste HU mit dem RFUI-Gerät scannen, und der Status “Ladeende” wird gesetzt, wenn wir die letzte HU scannen, die in einen bestimmten Lkw geladen werden muss. Darüber hinaus kann die Ladeanweisung von SAP TM an SAP EWM übertragen werden, so dass die Waren nach dem Prinzip “First in, last out” auf der Grundlage der Abladestellen verladen werden können.

Die wichtigsten Vorteile der Integration von RFUI-Geräten:

  • Gesteigerte Effizienz: Die Optimierung des Ladevorgangs kann dazu beitragen, das Be- und Entladen von Produkten zu beschleunigen und so den Zeitaufwand für den Transport von Waren in und aus dem Lager zu reduzieren.
  • Geringere Personalkosten: Ein optimierter Verladeprozess kann dazu beitragen, den manuellen Arbeitsaufwand zu reduzieren, was wiederum die Arbeitskosten senken kann.
  • Verbesserte Transparenz für Planer: Sie erhalten in Echtzeit Einblicke in den Verladeprozess und können diese Informationen für eine bessere Planung nutzen.
RFUI Verbindung mit SAP EWM
Abbildung 2: RFUI Verbindung mit SAP EWM

3. Transport- und Lagerüberwachungsfunktionen

Mit der Integration ist es möglich, vollständige Transparenz und Zugriff auf die Überwachung sämtlicher Kommissionier-, Verpackungs-, Verfolgungs- und Abrechnungsvorgänge zu erhalten. Dies führt zu einer verbesserten Gesamttransparenz innerhalb der Lieferkettenausführung. Mitarbeiter können die komplette Historie eines bestimmten Produkts oder einer HU im SAP EWM Monitor oder im Transportcockpit des SAP TM auffinden und überblicken und ebenfalls die Möglichkeiten der Track & Trace-Funktionalitäten nutzen.

Die hiermit geschaffene Transparenz geht somit über Systemgrenzen hinaus und orientiert sich an dem aktuellen physischen Fluss. Im Rahmen von Optimierungsprojekten zur Transparenzgwinnung lohnt es sich oftmals, ein „Visibility Assessment“ mit unterschiedlichen Stakeholdern, durchzuführen, um zu besprechen, an welcher Stelle, basierend auf welchen Stakeholderbedürfnissen, welche Art von Transparenz zu welchem Zeitpunkt und zu welchem Zweck & Ziel geschaffen werden muss. Hierzu bietet das Camelot Logistikteam ein spezifisches Visibility Assessment an.

Transparenz schaffen, Verkettungen darstellen und das Zusammenspiel im gesamten Logistikprozess sichtbar machen stellt hier den eigentlichen Mehrwert für den Kunde dar.

SAP Monitoring Funktionalitäten
Abbildung 3: SAP Monitoring Funktionalitäten

Die wichtigsten Vorteile der Transport- und Lagerüberwachungsfunktionen:

  • Verbessertes Daten-Tracking: Durch die vollständige Abbildung des Prozesses lassen sich alle Aspekte der Lieferkette, einschließlich Lagerbestände, Versandzeiten und Kundenaufträge, problemlos verfolgen und überwachen
  • Verbesserte Bestandsverwaltung: Eine umfassende Abbildung des Prozesses kann helfen, Lagerbestände besser zu verwalten und Fehlbestände oder Überbestände zu reduzieren bzw. zu vermeiden.
  • Verbesserte Transparenz: Echtzeit-Einblicke in die Transport- und Lagerprozesse.
  • Vollständiger Überblick: genaue und vollständige Historie jedes Kundenauftrags.

4. Unified Package Building

Der Unified Package Builder kann ebenfalls in dem Integrationsszenario verwendet werden. Der SAP Unified Package Builder für SAP EWM und SAP TM ist eine leistungsstarke Option, die Anwendern helfen kann, maßgeschneiderte Ladungen zu erstellen, die den spezifischen Geschäftsanforderungen entsprechen. Diese Funktion vereinfacht den Prozess der Paketerstellung und ermöglicht es Unternehmen, ihre SAP EWM- und SAP TM-Systeme schnell und einfach zu konfigurieren, um ihre Logistik- und Transportabläufe zu optimieren. SAP Unified Package Builder fungiert als zentrale Komponente, in der Verpackungsdetails und -informationen für beide Systeme an einer Stelle gepflegt werden können.

Vorteile von Unified Package Building:

  • Optimierung der Transportplanung: Durch den Einsatz von SAP Unified Package Building und HU Building können Unternehmen ihren Transportplanungsprozess optimieren, indem sie maßgeschneiderte Szenarien erstellen, die verschiedene Faktoren wie Transportkapazitäten, Transitzeiten, Speditionsanforderungen und Abwicklungskosten berücksichtigen. Diese Optimierung kann zu einer effizienteren Transportplanung und damit verbundenen reduzierten Kosten führen.
  • Verbesserte Verpackungsabwicklung: Da die Informationen über die Verpackung zentral verwaltet werden, sind die auf diese Weise gewonnenen Informationen transparent und die Fehlergefahr beim Verpacken wird erheblich reduziert.
Unified Package Building
Abbildung 4: SAP Unified Package Building

5. Advanced Shipping & Receiving (ASR) Funktionalität:

ASR ist eine neue Lösung zur Integration und Optimierung von Logistikprozessen, die einen Schwerpunkt auf Transport- und Lageranwendungen besitzen. Die ASR-Funktionalität von SAP S/4HANA bietet Funktionen zur Modellierung integrierter Transport- und Lagerprozesse, vereinfacht die Kommunikation zwischen SAP-Anwendungen und verbessert die Transparenz über logistische Ausführungsprozesse.

Um mehr über die ASR-Funktionalitäten zu erfahren, schauen Sie bitte in unseren Blogartikel Harmonisierte Logistikprozesse mit SAP S/4HANA „Advanced Shipping & Receiving“ – CAMELOT Blog (camelot-group.com)

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine engere Integration zwischen SAP EWM und SAP TM erhebliche Potenziale zur weiteren Optimierung des Lieferkettenmanagements bietet. Unternehmen können durch Möglichkeiten der Echtzeit-Transparenz, Optimierungen im Planungs- und Ausführungsprozess und damit einhergehender Effizienzgewinnung, verbessertem Kundenservice und verbesserter Rechtskonformität profitieren und sich einen Wettbewerbsvorteil auf dem Markt verschaffen.

Eine stärkere Integration von SAP EWM und SAP TM verbessert nicht nur die Interaktion und Koordination zwischen Transport- und Lagertätigkeiten, sondern gibt Unternehmen auch erforderliche Werkzeuge und Funktionen mit an die Hand, um datengestützte Entscheidungen zu treffen, manuelle Aufwände zu reduzieren und die Genauigkeit zu verbessern.

Letztendlich ist die Integration von EWM und SAP TM eine Investition in den langfristigen Erfolg eines Unternehmens, indem die Abläufe in der Supply Chain optimiert, die Kundenzufriedenheit verbessert und die Betriebskosten gesenkt werden.

Das Camelot Logistikteam konnte sich im Rahmen verschiedener Optimierungsprojekte im Logistikumfeld ein tiefes Verständnis und Fachwissen über Verbesserungs- und Integrationsmöglichzeiten von SAP Logistiklösungen und -Abläufen aneigenen und die logistischen Prozesse ihrer Kunden verbessern.

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wie Sie Ihre zukünftige Logistik gestalten und sich inspirieren lassen wollen, wie Sie die Schwachstellen, an denen Sie arbeiten müssen, verbessern können, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren.

Wir danken Milan Nikolic für seinen wertvollen Beitrag zu diesem Artikel.

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