Das Management von Wertschöpfungsketten ist anspruchsvoller geworden – insbesondere, seit COVID-19 die Volkswirtschaften weltweit beeinflusst. Wenn Unternehmen weiterhin am Markt bestehen möchten, müssen sie ihre Wertschöpfungsketten zukunftssicher gestalten. In diesem Blogbeitrag stellen wir sechs wichtige Faktoren vor, mit denen Unternehmen ihre Wertschöpfungsprozesse auf die nächste Stufe bringen können.

Die Herausforderungen für Wertschöpfungsketten sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Steigender Kostendruck mit einem Trend zu schlankeren Beständen und die Nachfrage nach kürzeren Lieferzeiten führen dazu, dass Supply Chain-Prozesse dringend beschleunigt werden müssen. Gleichzeitig erfordern höhere Produktkomplexität und -vielfalt mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Der neue Standard für Lieferkettennetzwerke ist globale Beschaffung, Produktion und Nachfrage. Dies spiegelt sich in der weltweiten Handelsentwicklung der letzten 15 Jahre wider: Vor COVID-19 war der globale Gesamtexportwert laut WTO bereits um 80% höher als 2005 [1].

Das Management von Wertschöpfungsketten wird durch andauernde Herausforderungen weiter erschwert. Um nur eine Kennzahl zu nennen: Die durchschnittlichen Versandkosten für einen vollen Container sind Mitte 2021 auf fast 9000 US-Dollar gestiegen – das ist mehr als das Sechsfache des Preises, den man zwei Jahre zuvor zahlen musste.

Entwicklung des World Container Index in den letzten 2 Jahren
Abbildung 1: Entwicklung des World Container Index in den letzten 2 Jahren[2]

 

Dies hat enorme Auswirkungen auf die kurz- bis mittelfristige Rentabilität der Beschaffung, auf strategische Einkaufsentscheidungen und das Design von Lieferkettennetzwerken.

Wir erwarten, dass das Marktumfeld noch wettbewerbsintensiver wird als bisher. Zudem werden wir auch künftig immer wieder Disruptionen erleben. Daher ist es wichtig, Wertschöpfungsketten zukunftssicher zu gestalten und zu einem Wettbewerbsvorteil für das Unternehmen zu machen. Wie wir im nächsten Abschnitt zeigen, ist es entscheidend sich auf die Prozesse zu fokussieren, um erfolgreich zu sein, da sie der Kern jeder Wertschöpfungskette sind.

Der Kern: Wertschöpfungsprozesse

Reibungslos funktionierende und integrierte Prozesse stehen im Zentrum jeder leistungsstarken Wertschöpfungskette. Die wesentlichen Prozesse einer Wertschöpfungskette lassen sich in fünf Prozessbereiche zusammenfassen:

  • Integrated Business Planning
  • Supply Planning und Execution
  • Production Planning und Execution
  • Demand Planning und Forecasting
  • Customer Order Management und Execution

Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Kernprozesse wettbewerbsfähig, nachhaltig und funktionsfähig zu gestalten, um Wertschöpfungsketten sicher managen zu können.

Sechs Faktoren, die die Leistung der Wertschöpfungskette vorantreiben

Aber was heißt funktionsfähig genau? Es gibt sechs Merkmale, die hochwertige Wertschöpfungsprozesse vorantreiben:

1.      Differenziert

Bestmögliche Anpassung der Wertschöpfungskette an die Anforderungen und Besonderheiten des Marktes.

2.      Transparent

Bereitstellung und Weitergabe von Informationen in der richtigen Detailgenauigkeit, um die Entscheidungsfindung voranzutreiben.

3.      Integriert

Durchgängige Integration aller Stufen der Wertschöpfungskette, innerhalb des Unternehmens und über Unternehmensgrenzen hinweg.

4.      Kundenorientiert

Konsequente Ausrichtung aller Aktivitäten auf die Erfüllung der Kundenbedürfnisse.

5.      Datengesteuert

Umsetzung parameterbasierter und Analytics-gesteuerter Analysen und Entscheidungsfindung.

6.      Automatisiert

Reduzierung manueller Aufgaben, insbesondere bei sich wiederholenden Tätigkeiten, um Prozesse zu beschleunigen und Fehler zu reduzieren.

Durch die Kombination dieser sechs Merkmale können Unternehmen Wertschöpfungsketten schaffen, die im heutigen wirtschaftlichen Umfeld wettbewerbsfähig und zukunftssicher sind.

Den richtigen Fokus behalten

Die sechs Faktoren für eine hochwertige Qualität der Wertschöpfungskette können dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen für einen der fünf Prozesse entlang der Wertschöpfungskette bieten – von der integrierten Geschäftsplanung bis hin zur Verwaltung und Ausführung von Kundenaufträgen. Im Folgenden zeigen wir die aus unserer Sicht musterhaften zentralen Faktoren, die die Leistung der fünf Prozessblöcke vorantreiben.

PDF – Wichtige Punkte zur Verbesserung der Prozessleistung Ihrer Wertschöpfungskette
Abbildung 2: PDF – Wichtige Punkte zur Verbesserung der Prozessleistung Ihrer Wertschöpfungskette

 

 

Integrated Business Planning:

Für Integrated Business Planning sind eine vorausschauende Transparenz und die Integration von Nachfrage, Angebot und Finanzen entscheidend. Durch finanzielle Auswirkungsanalysen wird transparent, welche Auswirkungen Lieferkettenentscheidungen und -ereignisse auf die Rentabilität haben. Datengesteuerte What-if-Analysen können die Lieferkette auf Nachfrage- oder Angebotsschocks vorbereiten, die über übliche Schwankungen hinausgehen. Wichtig ist zudem die Integration der Produktions- sowie Bedarfs- und Angebotsplanung mit klar definierten Kommunikations- und Feedbackschleifen, transparenten Zielvorgaben und gemeinsamen KPIs.

Supply Planning und Execution:

Der Supply Planning und ExecutionProzess muss beispielsweise auf die angestrebte Nachschubstrategie, d.h. MTO (Make-to-Order, Auftragsfertigung) oder MTS (Make-to-Stock, Lagerfertigung), zugeschnitten werden. Unterschiedliche Strategien erfordern unterschiedliche Prozesse und Entscheidungen für bestimmte Produkte, z.B. die Platzierung von Lieferkettenentkopplungspunkten. Wichtige Lieferanten müssen in die Wertschöpfungskette eines Unternehmens integriert werden, um eine kooperative Planung und ein gemeinsames Risikomanagement aufzubauen und so Unterbrechungen der Lieferkette früh zu mindern.

Production Planning und Execution:

Bei der Production Planning und Execution hilft ein digitaler Zwilling der Fertigung, Produktionsprozesse zu optimieren, Transparenz zu schaffen und Stresstests für mehr Widerstandsfähigkeit zu simulieren. Die durchgehende Automatisierung von Prozessen durch Robotik und Optimierungsalgorithmen führt zu weniger manuellen Fehlern, einem niedrigeren Risiko für Mitarbeitende und zu präzisen und zuverlässigen Produktionsergebnissen. Durch die enge Abstimmung und Integration von Produktions- und taktischer Planung mit Hilfe von geschlossenen Feedbackschleifen werden die Bestände optimal gemanaged und die erwarteten Lieferzeiten erfüllt.

Demand Planning und Forecasting:

Durch die Bedarfserfassung können Echtzeitdaten verwendet werden, um unter Einbeziehung aktueller Gegebenheiten am Markt genauere Prognosen zu erstellen [3]. Dadurch können Prognosen besser an den tatsächlichen Kundenbedarf angepasst werden. Mit erweiterten Prognoseanalysen können Zeitreihenprofile und die am besten geeigneten Prognosemodelle automatisch ausgewählt sowie die resultierenden Prognosen automatisch angereichert werden.

Customer Order Management und Execution:

Ein hoher Automatisierungsgrad bei der Erfüllung von Kundenaufträgen zeigt sich oft in einer hohen No-Touch-Bestellquote für Standardprodukte oder einem Bot-basierten Kundenservice für Standardanfragen. Die Mitteilung und das regelmäßige Updaten der erwarteten Ankunftszeit schafft eine hohe Transparenz gegenüber dem Kunden.

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!

Wie lang die To-Do-Liste für eine systematische Verbesserung der Wertschöpfungskette ist, hängt natürlich von der Ausgangslage im Unternehmen, dem Reifegrad der Konkurrenz und den gesetzten Zielen ab. Wer aus der eigenen Wertschöpfungskette einen Wettbewerbsvorteil machen will, muss mit der Transformation der Wertschöpfungskette so schnell wie möglich beginnen.

Wir empfehlen dabei, sich auf die wichtigsten Prozesse der Wertschöpfungskette zu fokusieren und ein tiefgehendes Verständnis über die Bereiche, in denen Verbesserungen erzielt werden müssen, zu erlangen, sowie die notwenigen Leistungstreiber zu ermitteln.

Folgen Sie uns gerne auf LinkedIn, um in unseren kommenden Beiträgen weitere Einblicke in die einzelnen Prozesse zu erhalte.

 

[1] Byrne, Robert F. (Sommer 2012). „Beyond Traditional Time-Series: Using Demand Sensing to Improve Forecasts in Volatile Times“. Journal of Business Forecasting. 31 (2): 13–19.

[2] AJOT: American Journal of transportation: https://ajot.com/news/drewry-world-container-index-15-jul

[3] WTO-Statistiken Internationale Handelsstatistik: https://stats.wto.org/

 

Wir danken Florian Kreitz für seinen wertvollen Beitrag zu diesem Artikel.

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Nachhaltigkeit in die Wertschöpfungskette integrieren: Fünf Wege

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