Warenlager sind ein typischer Anwendungsbereich für innovative Technologien wie Roboter, Drohnen oder Smart Glasses. Besonders in Lagern mit verschiedenen Produkten, einem hohen Umschlag und vielen manuellen Tätigkeiten bieten Smart Glasses hohe Verbesserungspotenziale bei einfachen Implementierungsmöglichkeiten. Doch wie kommt es dann, dass viele Implementierungen von Smart Glasses fehlschlagen? Die Benutzerakzeptanz ist ein Kriterium, das häufig unterschätzt wird. Ist sie nicht vorhanden, scheitert Ihr Projekt. Es lohnt sich, einen näheren Blick auf den Benutzer zu werfen.

Die Vorteile, wie Fehlerreduzierung oder höhere Prozesseffizienz, werden wir an dieser Stelle nicht weiter beschreiben. Smart Glasses sind keine Neuheit mehr auf dem Markt. Mittlerweile sind hochentwickelte und spezialisierte Produkte verschiedener Anbieter erhältlich. Die Frage ist, warum Implementierungen von Smart Glasses noch immer eine Ausnahme darstellen, obwohl die Produkte ausgereift sind und im Logistikumfeld für eine Vielzahl von Anwendungsfällen geeignet sind. In einer kürzlich durchgeführten Studie wird der „menschliche Faktor“ als Hauptgrund für fehlgeschlagene Industrie 4.0-Projekte genannt. Für ein Unternehmen besteht die größte Herausforderung darin, seine Mitarbeiter auf Änderungen in der Arbeitsorganisation und in Prozessen vorzubereiten.

Bislang gibt es wenige Erfahrungsberichte zu mitarbeiterorientierten Implementierungen von Smart Glasses in Warenlagern. Nutzerakzeptanz und einfache Handhabung sind jedoch wichtige Faktoren. Im Folgenden stellen wir 5 zentrale Punkte für eine erfolgreiche Implementierung vor, die diese Aspekte beinhalten.

  1. Der richtige Grad an Change Management
  2. Mitarbeiter einbeziehen
  3. Offen kommunizieren
  4. Geeignete Hardware auswählen
  5. Gemeinsame Ziele festlegen

Der richtige Grad an Change Management

Der Begriff Change Management ist oft zu hören, doch was genau dahintersteckt, bleibt häufig offen. Deshalb sollten Sie es bei der Einführung Smart Glasses nicht bei der theoretischen Anwendung von Änderungsmanagement belassen. Machen Sie stattdessen Veränderungen und deren Management greifbar. Erläutern Sie ausführlich, wie sich Prozesse und Arbeitsweisen durch Smart Glasses verändern. Schildern Sie konkret, wie sich die täglichen Aufgaben der Lagerarbeiter nun darstellen. Erklären Sie, welche Prozesse sich wie ändern werden und begleiten Sie den Übergang. Durch die Verbindung mit einem Lagerverwaltungssystem (WMS) werden Daten generiert. Spezifizieren Sie, wer diese Daten für welche Zwecke nutzen kann, und welche neuen Möglichkeiten dies eröffnet. Ein konkreter und durchgehend begleiteter Change-Ansatz unterstützt die Akzeptanz von Smart Glasses.

Mitarbeiter einbeziehen

Mitarbeiter können Veränderungen durch Smart Glasses skeptisch gegenüberstehen. Permanenter physischer Kontakt, mögliche Einschränkungen der Wahrnehmung oder das Gefühl der Kontrolle durch Maschinen sind gängige Vorbehalte. Entsprechend gilt es, den Tragekomfort, die korrekte Handhabung und die tatsächlich höhere Bewegungsfreiheit dank freier Hände zu erörtern und zu erleben. Die Benutzerakzeptanz steigt, wenn Mitarbeiter in einer frühen Phase eines Implementierungsprojektes einbezogen werden und mitbestimmen können. Bei einem gemeinsam durchgeführten Smart Glass Testlauf mit Management und Lagermitarbeitern, können Mitarbeiter die neue Technologie aktiv erproben und neue Aspekte in Hinblick auf Prozessabfolge, potenzielle Schwierigkeiten und Handhabung bei der täglichen Arbeit einbringen.

Offen kommunizieren

Mitarbeiter, die zuvor keinen Kontakt mit Smart Glasses hatten, können skeptisch eingestellt sein. „Wozu brauchen wir die?“, „Was bedeutet das für mich?“ und „Wie soll ich damit umgehen?“ sind häufige Fragen. Die Mitarbeiter machen sich vielleicht Sorgen, dass ihr Arbeitsplatz wegrationalisiert wird oder dass die technischen Neuerungen zu hohe Anforderungen an sie stellen. Deshalb müssen Informationen vom Management transparent und vollständig sein, um auf diese Anliegen in einer frühen Phase einzugehen. Ein Austausch über Zweifel und Sorgen sowie über Ziele und Vorteile erhöht das Vertrauen und die Motivation der Mitarbeiter.

Geeignete Hardware auswählen

Natürlich sollten Smart Glasses bequem sein und die Sicht beim Tragen nicht behindern. Außerdem sorgen eine benutzerfreundliche Software und eine intuitive Bedienerführung für ein positives Erlebnis bei den Mitarbeitern. Die geeignete Hardware hängt immer von den Bedingungen und Tätigkeiten in einem Lagerbetrieb ab. Tragen die Mitarbeiter Schutzbrillen? Wie viel Betrieb herrscht im Lager? Welche Art und Menge an Information wird benötigt? Übersichten über Produkte und Anbieter für verschiedene Anwendungen, z.B. vom Fraunhofer Venture/IPT, oder Benchmark-Implementierungen erleichtern die richtige Entscheidung. So hatten bspw. im Pilotprojekt zu Smart Glasses bei Bosch Mitarbeiter mit Sehhilfe Schwierigkeiten, die Arbeitsanweisungen auf dem Display eines der getesteten Produkte zu lesen. Die Brille eines anderen Anbieters, durch die man wie durch eine normale Brille schaut, war für diese Mitarbeiter geeigneter. Deshalb sollten Sie Mitarbeitern die Möglichkeit geben, bei der Auswahl der Hardware mitzureden. Denn wer mit seiner Arbeitsausrüstung nicht zufrieden ist, wird diese nicht (korrekt) benutzen.

Gemeinsame Ziele festlegen

Legen Sie zusammen mit den Mitarbeitern Ziele fest, die durch die Einführung der Smart Glasses erreicht werden können. Dokumentieren Sie diese Ziele in Form von KPIs für einen Vergleich nach erfolgter Implementierung. Smart Glasses tragen vor allem dazu bei, die Effizienz zu erhöhen, die Fehlerrate zu reduzieren, Entnahmeabläufe zu optimieren und Sicherheit im Lager umzusetzen. Definieren Sie Meilensteine, um die geänderten KPIs zu analysieren, und kommunizieren Sie Verbesserungen an Ihre Mitarbeiter. Vor allem rasch erzielte Verbesserungen wirken motivierend. Auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, steigert in einer einfacher und bewärhten Weise die Benutzerakzeptanz.

Viele bekannte Unternehmen, darunter Volkswagen, Bosch oder DHL, haben bereits den Schritt hin zu einem innovativen Warenlager mit Smart Glasses vorgenommen. Eine erfolgreiche Implementierung mit wirtschaftlichen Ergebnissen ist kein Zufall, sondern eine Frage der richtigen Projektumsetzung. Die Erfahrung unserer Warehouse-Management-Projektteams und die Bündelung unserer Kompetenzen, wie kürzlich mit Pulseshift, machen CAMELOT zu einem Vorreiter im datengesteuerten Transformationsmanagement. Der nutzbringende Einsatz von Technologien und unsere Unterstützung werden auch Ihre Transformation der Arbeitsabläufe im Warenlager zu einem Erfolg machen.

Wir möchten Didier Gerschheimer für seinen wertvollen Beitrag zu diesem Artikel danken.

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