Das Betriebsmodell entscheidet, ob ein Chemieunternehmen auch in der Zukunft Erfolg hat oder dem Wettbewerb hinterherhinkt. Eine aktuelle CAMELOT-Studie zeigt, dass Digitalisierung und Modularisierung zukünftig zu einer stärkeren Differenzierung der Operating-Modelle von Chemiegeschäften führen werden.

Das Betriebsmodell umfasst die Produktions- und Distributionsnetzwerke, Vertriebskanäle sowie die Werteflüsse über die Gesellschaftsstruktur.

Die meisten Chemieunternehmen sind in strategische Geschäftsfelder gegliedert, die weitgehend selbständig ihr Betriebsmodell gestalten. Das Prinzip der eigenständigen Business Unit dürfte nach unserer Einschätzung auch zukünftig bestimmend bleiben. Auf der Ebene der Geschäftseinheiten dagegen werden Entwicklungen bei Kunden und in der Technologie starke Veränderungen bewirken. Welche Folgen dies für die Betriebsmodelle hat, zeigt das folgende Beispiel typischer Spezialchemieunternehmen in Europa.

Beispiel Spezialchemie

Die Profitabilität klassischer Kerngeschäfte wie z.B. organische Pigmente, Farbstoffe und Additive steht seit Jahren unter Druck. Gleichzeitig hat die Komplexität des Produktportfolios zugenommen. Vor diesem Hintergrund entschließen sich Hersteller zur Aufteilung des Portfolios:

  • Standardprodukte im Portfolio werden in einem „Effizienz“-Geschäftsmodell mit schlanken Kostenstrukturen geführt.
  • Produkte mit kundenspezifischer Ausprägung werden durch ein „Maßanfertigungs“-Geschäftsmodell
  • Innovative, kundenspezifische Entwicklungen mit hohem Mehrwert sind Bestandteile gemeinsam mit dem Kunden entwickelter Lösungen und werden in einem „Kundenlösungs“-Geschäftsmodell geführt.

Im Gegensatz zur Differenzierung der Geschäftsmodelle ist die Neuausrichtung der Betriebsmodelle noch nicht konsequent durchgeführt. Das wird sich aber mit Nutzung der vorhandenen oder in Entwicklung befindlichen Technologien ändern. Im beschriebenen Szenario weisen die Operating-Modelle für die Teilgeschäfte im Bereich Supply-Chain und Logistik Gemeinsamkeiten auf, unterscheiden sich aber deutlich in der Produktion.

Vertrieb, Supply Chain und Logistik

Um die Position in den reifen Märkten so lange wie möglich durch optimale Kostenstrukturen zu verteidigen, setzt das „Effizienz“-Geschäftsmodell auf automatisierte Abwicklungsprozesse. Zentraler Vertriebskanal ist ein Webshop, über den der Vertrieb fast ausschließlich läuft. Die Back-Office-Prozesse (Auftragsabwicklung) sind automatisiert („zero-touch-order“) und werden aus einem europäischen Shared-Service-Center unterstützt. Mit der Einführung eines neuen ERP wird auf eine Cloud-Lösung umgestellt.

Produktion

In der Produktion zeigen sich deutlichere Unterschiede zwischen den Operating-Modellen. Die Spezialchemie mit ihren Mehrzweckanlagen und Batch-Fertigung hat ein größeres Potential bei Effizienz und Prozessgüte der Produktion als etwa bereits hochautomatisierte Konti-Anlagen. Die konsequente Umsetzung der unterschiedlichen Operating-Modelle ist daher entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit.

Effizienz-Geschäftsmodell

Für das commoditisierte Geschäft wird eine weitere Konsolidierung auf wenige oder sogar nur eine zentrale Produktionsstätte in Europa erfolgen. Die bestehenden Ansätze zur Automatisierung und umfassenden Inprozess-Kontrolle werden fortgeführt, soweit dies wirtschaftlich ist. Dies führt zu einer Standardisierung der Produktqualität und einer deutlichen Steigerung der Anlageneffektivität und Ausbeute.

Maßanfertigungs-Geschäftsmodell

In den „Maßanfertigungs“-Modellen kommt der Einsatz künstlicher Intelligenz hinzu, der zusammen mit Automatisierung und Inprozess-Kontrolle einen Quantensprung in der Produktion kundenspezifischer Produkte zielgenau und in kleinen Losen ermöglicht.

Kundenlösungs-Geschäftsmodell

Das Modell für die kundenspezifischen Lösungen geht noch weiter. Bei Neuinvestitionen oder in neuen Märkten setzt es auf dezentrale, standardisierte und damit „modulare“ Kleinproduktionen. Wo immer möglich, werden Produktionsmodule räumlich näher an den Kunden rücken.

Die beschriebenen Szenarien zeigen, dass die Stellhebel der „Chemie 4.0“ eine stärkere Differenzierung der Operating-Modelle innerhalb von Chemiegeschäftsfeldern bewirken werden. Der stärkste Stellhebel für die Veränderung wird die Modularisierung der Produktion sein, wo immer sie technologisch möglich ist und das Geschäftsmodell unterstützt.

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