In den letzten zwei Jahren sind die Wertschöpfungsketten in der Pharmabranche stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt, einerseits durch die enormen Erfolge in der Entwicklung, Herstellung und Verteilung neuer Medikamente im Verlauf der Covid-19-Pandemie, andererseits aber auch aufgrund von Arzneimittelverknappungen in Europa. Auch 2023 wird die Aufmerksamkeit weiter auf den Pharma-Wertschöpfungsketten liegen, die von drei Trends geprägt sein werden.

  1. Allgemein ist zu erwarten, dass Covid-19 vom pandemischen zu einem endemischen Stadium übergehen wird, was Auswirkungen auf die gesamten Wertschöpfungsketten haben wird, die um die Pandemie herum aufgebaut wurden. Einige der gravierendsten Auswirkungen sind:
  • Fertigerzeugnisse/Vials, die, von wenigen Ausnahmen abgesehen, weltweit lieferbar sind, werden durch spezielle Country Packs ersetzt werden müssen, die die jeweiligen regulatorischen Anforderungen erfüllen.
  • Während der Pandemie war es oberste Priorität, die Produktionskapazitäten vollständig zu nutzen und zu steigern. Wenn ein Kunde eine Bestellung stornierte, wurden die freigewordenen Kapazitäten anderen Kunden zugeteilt. 2023 werden die Produktionskapazitäten die Nachfrage jedoch übersteigen. Die Produktionsplanung muss daher sehr viel genauer auf die Nachfrage in den einzelnen Ländern abgestimmt werden.
  • Die Folgen von Covid-19 rund um die Immungesundheit der Bevölkerung werden die Nachfrage in anderen Bereichen als den Impfstoffen in gewisse Turbulenzen bringen. Ende 2022 kam es bereits zu Mangellagen bei Arzneimitteln für Kinder, z. B. bei Flüssigformulierungen, Antibiotika und sogar bei Schmerzmitteln, da eine noch nie dagewesene Anzahl an Kindern von einer Kombination aus Grippe, RSV und Covid-19 betroffen war. Selbst ohne Versorgungsschwierigkeiten führen solche Nachfragespitzen zu Engpässen. Berücksichtigen wir zudem den aktuellen Zustand der globalen Lieferketten, dann wird deutlich, dass hier ein schwerwiegendes Risiko für die Patientinnen und Patienten besteht.
Wertschöpfungsketten in der Pharmabranche – Trends 2023
Abbildung 1: Wertschöpfungsketten in der Pharmabranche – Trends 2023
  1. Die Wertschöpfungsketten werden regional stärker segmentiert werden.
  • Pharmaunternehmen werden ihren Fokus und ihre Investitionen mehr auf den US-Markt ausrichten, um dort die Behandlung und Zufriedenheit der Patientinnen und Patienten zu verbessern. Der Grund dafür ist, dass das absolute Marktwachstum im Pharmabereich in den USA das aller anderen Regionen weltweit übersteigen wird. Neue Arzneimittel werden aufgrund höherer Erstattungspreise und der erheblichen Größe des Marktes in der Regel zuerst in den USA eingeführt.
  • In Europa ist der Markt kostenorientierter, Generika haben einen höheren Marktanteil und es gibt einen deutlichen Preisdruck durch den Parallelimport. Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass Prozesse ohne Kundenkontakt verändert und eliminiert, automatisiert oder ins Ausland verlagert werden.
  • Die Diskussion über eine Nationalisierung der Produktion kritischer Arzneimittel sowie die Forderung nach mehr Transparenz im Hinblick auf potenzielle Versorgungsengpässe werden aufgrund der zunehmenden Lieferkettenprobleme immer mehr Gewicht bekommen. Diese Lieferkettenprobleme ergeben sich durch die Produktion im Ausland, wobei 60-80 % der Arzneimittel für alle Regionen in China und Indien hergestellt werden.
  1. Bei Biotech-Wertschöpfungsketten werden vermehrt die Kosten und eine stärkere Zusammenarbeit im Fokus stehen.
  •  Die Zinssteigerungen machen es erforderlich, Forschungsportfolios stärker zu fokussieren, um das Risiko von Misserfolgen zu begrenzen.
  • Es wird auch eine stärkere funktionale Integration zwischen F&E und CMC geben. In der Wertschöpfungskette der chemischen Pharmazie wurde CMC traditionell erst dann einbezogen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt waren, z. B. die Beteiligung an der Leitstrukturoptimierung und die Übergabe für klinische Studien der Stufe 1. Bei den biologischen Wertschöpfungsketten gehen wir davon aus, dass die analytische Entwicklung und Prozessentwicklung (durch CMC) wesentlich früher ins Spiel kommt und dass sich funktionsübergreifende Teams bilden werden, die die Forschung agiler machen. Das bedeutet, dass das klassische funktionale Organigramm reduziert und durch ein End-to-End-Setup je nach Verfahren ersetzt wird.
  • Verzögerungen in der Forschungsaktivität werden zunehmen. Den Pharmaunternehmen fehlt es an internen Talenten und Ressourcen in den F&E-Funktionen (einschließlich CMC), um komplexe Technologien wie in der Zell- und Gentherapie oder im Bereich der therapeutischen Oligonukleotide zu entwickeln. Sie werden daher gezwungen sein, noch stärker mit externen CROs und CDMOs/CMOs zusammenzuarbeiten. Schon jetzt kommt es aufgrund der hohen Nachfrage zu Verzögerungen in der Forschung, was sich in der Zukunft noch verstärken wird.

Insgesamt werden diese drei Trends auch 2023 weiter den Fokus stark auf die Wertschöpfungsketten in der Pharmabranche richten. Was ist Ihre Meinung? Mit welchen Gedanken und Vorstellungen sind Sie in das neue Jahr gegangen?

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