Da das Temperaturmanagement die Stabilität pharmazeutischer Produkte gewährleistet, bildete es in den vergangenen Jahrzehnten einen sehr wichtigen Faktor in der Pharmalogistik. Temperaturmanagement und Supply Chain Visibility zu integrieren, erscheint hier wie ein logischer Schritt.

In unserer Blog-Reihe beleuchten wir die Idee eines übergeordneten Control Towers. Dieser dritte Artikel der Reihe untersucht nun das WAS: Was muss getan werden, um das Temperaturmanagement in die Supply Chain Visibility zu integrieren?

Nach der Erörterung des allgemeinen Ansatzes und der Vorteile einer Integration zwischen Temperaturmanagement und Supply Chain Visibility in den Artikeln 1 und 2 der Reihe schauen wir nun an, was zur Umsetzung dieser Integration erforderlich ist. Bei den Schritten zur Umsetzung gilt es, mehrere Dimensionen zu berücksichtigen.

Abbildung 1: Ein Lieferketten-Control-Tower bietet vollständige Sichtbarkeit mit verschiedene Dimensionen umfassender Komplexität

Durchgehende Lieferkette

Abbildung 1 zeigt die verschiedenen Dimensionen der Integration. Die Lieferkettendimension zeigt, dass die gesamte Lieferkette durchgehend berücksichtigt werden muss. Diese umfasst die Herkunft und Qualität der Rohmaterialien ebenso wie die zahlreichen Partner entlang der Lieferkette bis hin zu Lieferanten, Vertragsherstellern oder Logistikanbietern. Sie reicht außerdem in die Infrastruktur von Unternehmen im Gesundheitssektor hin, wie auch in die Überwachung des Gesundheitszustands von Patienten.

Konkret bedeutet dies, dass interne Stakeholder und externe Geschäftspartner in die Integration von Temperaturmanagement und Supply Chain Visibility eingebunden werden müssen.

Zudem gilt es, die Auswirkungen auf die Prozesse zu berücksichtigen. Ausgehend von der Perspektive der internen Verwaltung von Lieferkettenprozesse verändert dies zentrale Aufgaben von Stakeholdern oder und Teammitgliedern, teilweise grundlegend. Statt auf Notfälle reagieren zu müssen, können wiederkehrende Ausnahmen als Routinen gehandhabt werden. Mitglieder des Betriebs- und Qualitätsteams werden dadurch entlastet. Sie können sich um die Analyse von Qualität, Daten oder Simulationen kümmern und vorbeugende oder nachfassende Maßnahmen auslösen. Natürlich müssten sie geschult und in diese neuen Prozesse eingebunden werden.

Die Bereitstellung relevanter Daten könnte von den Teilen einer Lieferkette, für die eine unmittelbare Zuständigkeit besteht, auf weitere beteiligte Partner ausgedehnt werden: Krankenhäuser, Ärzte und schließlich der Patient. Denkbar ist ein Patient, der täglich eine Dosis eines im Kühlschrank gelagerten Medikaments einnehmen muss. Der Kühlschrank könnte mit einer Smart Home-Anwendung verbunden werden und so zu einem Bestandteil der durchgehenden Lieferkette werden. Der Patient könnte so prüfen, ob das Medikament zuhause bei der richtigen Temperatur gelagert wurde. Patienten, die aktiv in die Lieferketteninformationen des Herstellers eingebunden werden, nehmen das als zusätzliches Qualitätsmerkmal des Produkts wahr.

Unterschiedliche Datenquellen

Die Datendimension umfasst die Art der erforderlichen Daten. Dazu gehören Transaktionsdaten aus eigenen Systemen und von Partnern. Außerdem werden Dokumenten- und Telematikdaten gesammelt, ebenso wie Bilder, Unterschriftenscans und sogar Videos. Und schließlich liefern öffentlich zugängliche Ressourcen weitere Daten, etwa Nachrichten und Wettervorhersagen oder auch Marktforschung. Um die Integration zu vervollständigen, muss die Richtung der Datensammlung umgekehrt werden: Informationen werden zurück in die Ausführungs- und Planungssysteme integriert, um beispielsweise Potenziale der Prozessautomatisierung zu erschließen.

Supply Chain Visibility ermöglicht die Datenbereitstellung für das Temperaturmanagement. Als konkrete Maßnahme für Bereitstellung und Integration muss festgelegt werden, welche Daten von welcher Quelle gesammelt werden sollen. Dies können intern bereits verfügbare Daten sowie die Integration externer Datenquellen oder die zusätzliche Erleichterung von Lieferungen mit IoT-Sensoren sein. Natürlich müssen die verschiedenen Systeme und Geräte in einer übergreifenden Systemarchitektur miteinander integriert werden.

Unendliche Möglichkeiten für Anwendungen

Die Anwendungsdimension erfordert die Maßnahme der Definition der Anwendung sowie der Verwendung der Daten. Insbesondere die folgenden Aspekte können als allgemeine Anforderungen hervorgehoben werden, die von einem verbesserten Temperaturmanagement profitieren:

  • Die Zeitplanung wird verbessert, ab dem Moment der Verfügbarkeit bis hin zur Planung in Produktion und Verteilung, einschließlich Status ab Ausführung, Standortdaten sowie geschätzten Ankunftszeiten.
  • Die Sicherheit wird durch das Verhindern oder Erkennen von Manipulation, Diebstahl oder Beschädigung erhöht. Dazu gehören Abweichungen von der Route, Sensoren, die ein Öffnen der Containertüren anzeigen, oder starke Beschleunigung als Hinweis auf physische Schäden.
  • Die Qualität wird durch die Temperaturdaten als solche, aber auch durch alle anderen Merkmale wie Chargen-Verfolgbarkeit und Aufzeichnung von Lagerbedingungen wie Feuchtigkeit gesichert. Auswirkungen auf die Produktqualität werden in kombinierter Form erfasst und ermöglichen so vorbeugende Maßnahmen.
  • Mit der zusätzlichen Mitwirkung von der Planung bis zur Ausführung wird ein effektiver Informationsaustausch für mehr Zuverlässigkeit, Reaktionsfähigkeit und Effizienz der Lieferkette sorgen. Klare Zuständigkeiten sorgen nicht nur für mehr Transparenz, sondern sind auch für frühzeitige und vorbeugende Maßnahmen entscheidend.

Nach Umsetzung der oben genannten Maßnahmen für jede Dimension besteht der abschließende Schritt in der Integration der Sichtbarkeit.

Die langfristige Perspektive

Die Bewertung und Auswahl einer Lösung für mehr Sichtbarkeit sollte sorgfältig erfolgen, da diese eine langfristige Investition darstellt. Je nach den spezifischen Anforderungen konzentriert sich eine mögliche Lösung auf das Temperaturmanagement oder enthält dieses als Merkmal in einer breiter gefassten Visibility-Anwendung. Die Lösung kann als weiteren Schwerpunkt auch die Verfolgbarkeit von Produkten umfassen oder weitere leistungsfähige Optionen für die Analyse oder künstliche Intelligenz zur Unterstützung betrieblicher und taktischer Planungsentscheidungen bieten. Sie kann Daten für Visibility direkt in die bestehenden Systeme integrieren oder stattdessen direkt als zusätzliche Frontend-Anwendung verwendet werden.

Zum Abschluss unserer Blog-Reihe über die Integration des Temperaturmanagements in die Supply Chain Visibility können wir das ganz klare Fazit ziehen, dass das Thema nicht nur sinnvoll und lohnend erscheint, sondern auch als logischer nächster Schritt für ein effizientes und hochwertiges Temperaturmanagement naheliegt.

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