In den vergangenen Monaten, die aufgrund von COVID-19 durch Unsicherheit geprägt waren, hat CAMLEOT als Supply Chain Experte mit einigen Kunden viele Fragestellungen neu diskutiert. Wo vorher noch Kosten als treibender Faktor galten, waren viele Unternehmen vor allem auf der Suche nach schnellen Möglichkeiten, Liquidität freizusetzen. Aus diesen Erfahrungen heraus haben wir unseren Methodenbaukasten für Supply Chain Design um zwei neue Tools erweitert.

NWC Calculator

Noch immer arbeiten über 50% unserer Kunden mit Zielbeständen, die auf Basis von Daumenregeln, wie zum Beispiel Reichweichten, bestimmt werden. Meist gelten diese Regeln für ganze Produktcluster und/oder Märkte und werden unabhängig von der individuellen Lieferkette, von der Produktion zum Auslieferungslager und  den Nachfragemustern angewendet. In den meisten Supply Chain Design Projekten versuchen wir daher unsere Kunden für einen neuen Standard der Zielbestandsermittlung zu sensibilisieren:

Die volatilitätsgetriebene Sicherheitsbestandsbestimmung

Mittels dieser Methode wird pro Materialnummer ein individueller Sicherheitsbestand ermittelt, der Nachfragemuster, Lieferzeiten entlang der Supply Chain und die gewöhnlichen Risiken bereits beinhaltet. Das ist nicht nur eine exaktere Art der Zielbestandsermittlung: Sie hilft gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir bisher ungeahnten und extremen Schwankungen der Lieferketten ausgesetzt sind.

Neben den integrierten Lösungen in der Supply Chain Planung, beispielsweise SAP IBP, setzen wir den NWC (net working capital) Calculator gerne im Supply Chain Design Umfeld ein, da Bestände einen wichtigen Hebel für Verbesserungen darstellen, ob nun in der Erhöhung der Lieferfähigkeit oder in der Verringerung der Bestände. Aufgrund einer reichweitenbasierten Bestandsbestimmung müsste man annehmen, dass beispielsweise eine Zentralisierung der Bestände keinen Einfluss auf die gesamte Bestandshöhe hat. Der Zielbestand läge bei der Reichweite * gesamte Nachfrage anstelle der einzelnen Nachfragen in den einzelnen Lagern. Beim volatilitätsgetriebenen Ansatz können einfach und schnell die neuen Parameter ermitteln werden – und in der Regel gleichen sich die Schwankungen über verschiedene Märkte oder Verkaufskanäle gut aus. Aus einer niedrigeren Schwankungsbreite folgen somit geringere Sicherheitsbestände.

In unserem neuen Tool, dem NWC Calculator, haben wir das pragmatisch umgesetzt. Das Tool erlaubt die Konfiguration einer Supply Chain pro Material von der Produktion bis zum Kunden und der Definition der Nachfrage und deren Schwankungen. Jegliche Logik, von der Zielbestandsermittlung bis zur Simulation von Bestands(de-)konsolidierung ist bereits enthalten. Durch die technische Grundlage (MS Excel) ist sichergestellt, dass unsere Kunden schnell individuelle Anpassungen vornehmen können und dass jegliche Logik vollkommen transparent ist.

Obslescence Simulator

Besonders in den Prozessindustrien (Pharma, Chemie, Konsumgüter) gibt es viele Produkte, die eine beschränkte Haltbarkeit haben. Im Zuge mehrerer Projekte im Umfeld von Supply Chain Design kam in der Covid-19 Krise die Frage auf, welchen Einfluss das Supply Chain Design auf die Obsoleszenz haben und wie das messbar gemacht werden kann. Das ist eine Frage, die aktuell kein Standardtool auf dem Markt beantworten kann. Gerade bei den immensen Nachfrageschwankungen, welche auch für 2021 weiter vorhergesagt werden, ist das von großer Wichtigkeit. Berücksichtigt man außerdem noch, dass viele Produkte vor allem in der Pharmaindustrie über Labelling, Beipackzettel usw. landesspezifisch sind, so kommt der letzten Entkopplungsstufe der Sekundärverpackung eine große Bedeutung zu. Die meisten unserer Kunden messen das Risiko der Obsoleszenz über das Alter der Bestände und eine Klassifizierung, wie wahrscheinlich die Nachfrage nach einem x-Jahre alten Material nicht eintritt. Für Designprojekte greift dies zu kurz. Hier muss berücksichtigt werden, welche strukturellen Obsoleszenzen existieren und wie sie sich in der Zukunft in unterschiedlichen Szenarien und Footprints manifestieren könnten.

Hierzu haben wir mit dem Obslescence Simulator ein Tool geschaffen, welches auf einfacher technischer Basis die Möglichkeit gibt, eine Supply Chain anhand historischer Daten oder Nachfrageprognosen auf Batchebene zu simulieren. Somit können unterschiedliche Footprints getestet werden. Die Anwendungen hiervon sind breiter gefächert als nur im Bereich des Supply Chain Designs. In Zukunft können Planer im Rahmen des S&OP Prozesses Obsoleszenzrisiken quantifizieren und in die Entscheidung des „Number One Plan“ mit einbeziehen. Bestände können im Hinblick auf Obsoleszenzrisiken gemanagt und die Bestell- & Lagerpolitik entsprechend optimiert werden. Eine Sensitivitätsanalyse unterstützt den Anwender in der Identifikation der wesentlichen Treiber und damit der Mitigation der Risiken. Somit wird schnell klar, ob die Mindestbestellmengen der Produktion oder beispielsweise eine Lieferzeitbeschleunigung eine signifikante Verbesserung bietet.

Gerne stellen wir Ihnen unsere Tools persönlich oder virtuell vor. Bitte vereinbaren Sie hierzu unkompliziert einen Termin oder eine Videokonferenz mit uns!

Wir möchten Dominik Hartung für seinen wertvollen Beitrag zu diesem Artikel danken.

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