Dieser Blogpost ist ein Artikel in einer Serie von Artikeln zu dem im Dezember 2019 erschienenen Buch „Blockchain mit SAP“ (Rheinwerk Verlag, Bonn, ISBN 978-3-8362-6914-8).

In diesem Blogpost geht es um das vierte Kapitel in dem Buch, welches den Querschnitt durch die geschäftlichen Anwendungsszenarien für Blockchains thematisiert.

Digitale Lieferketten

Das zugrundeliegende Thema dieses Beitrags sind die Herausforderungen moderner digitaler Lieferketten und Produkte. Themen wie die Verfolgbarkeit von Waren, die Qualitätskontrolle von Produkten, Diebstahlschutz, die Einbeziehung externer Partner und Prozesse in eigene Systeme oder die Bekämpfung von Fälschungen sind nur einige der Themen, um die es geht.

Die Einbeziehung von Daten externer Partner in eigene Prozesse ist eines der Kernprobleme, bei denen blockchainbasierte Lösungen am besten helfen können, da sie eine nachvollziehbare Aufteilung der Kontrolle und gegenseitige Überprüfung der Partner ermöglichen. Externe Teilnehmer lassen sich dank der Nutzung von Smart Contracts mit in eigene Prozesse einbinden, und an Gesamtprozesse beteiligen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Prozesse werden schneller, transparenter, und können im Bedarfsfall leichter nachverfolgt werden.

Track-and-Trace-Szenarien

Das typische und wohl am einfachsten zu verstehende Szenario für eine Blockchain ist die Temperatur-Erfassung einer Kühlkette mit Hilfe von Sensoren und einer Blockchain – das sogenannte Track-and-Trace. Leicht verderbliche Lebensmittel wie etwa Fisch, Fleisch oder Milch erfordern eine kontinuierliche Erfassung der Temperatur, um die Qualität der Produkte sicherzustellen. Mit Hilfe von Sensoren werden dabei regelmäßig Daten erfasst, die fälschungssicher und zu Nachweiszwecken in die Blockchain abgelegt werden.

(c)Rheinwerk Verlag

Dieses Szenario lässt sich auf andere Gebiete übertragen – dabei werden immer wieder digitale Zwillinge (auf Englisch „digital twins“) der Produkte digital erfasst und gespeichert.  Eine solche abgewandelte Nutzungsmöglichkeit ist etwa die Erfassung von Kilometerständen und Wartungsintervallen bei Fahrzeugen.

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Bekämpfung von Medikamentenfälschungen

Der Schwarzmarkt für gefälschte Medikamentenprodukte ist groß, und gefährdet auch das Leben der Patienten, wenn zu schwache oder gar gefälschte Wirkstoffe in den gefälschten Produkten verwendet worden sind. Auch hier können blockchain-basierte Lösungen helfen, den Endverbraucher von der Authentizität der Waren zu überzeugen und vor Fälschungen zu schützen. Die Möglichkeiten reichen von der Speicherung der unterschiedlichen Rohstoffinformationen (Inhaltsstoffe, Herkunft, Haltbarkeit) über die Nachverfolgung des Produktionsprozesses und die Identifikation einzelner Chargennummern bis hin zur letztendlichen Authentizitätskontrolle durch den Endverbraucher für das erworbene Produkt, etwa per Smartphone.

Diebstahlschutz

Die Deutsche Telekom hat in Zusammenarbeit mit SAP und Camelot IT Lab einen sogenannten IMEI-Tracker auf Blockchain-Basis realisiert, bei dem die eindeutige Gerätekennung von Smartphones erfasst wird, und der Besitz des Gerätes verfolgt wird. Bei Bedarf kann das Gerät beim Betreiber als gestohlen gemeldet werden. Dadurch wird das Gerät von der Teilnahme am Mobilfunknetz ausgeschlossen und für den Dieb wertlos. Mehr Informationen finden Sie in diesem Artikel von Forbes, sowie im Blogbeitrag von Andreas Göbel.

 

Blockchains wandeln sich von dezentralen Kontenbüchern zu Prozessteuerungsinstanzen

Blockchains haben sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt. Wurden Sie am Anfang vor allen Dingen als fälschungssichere Datenspeicher angesehen, haben sie seit der Einführung der Smart Contracts eine langsame Veränderung in Richtung Workflow-Orchestrierung durchgemacht, bei der die sichere Datenspeicherung nur eine untergeordnete Rolle spielt. Die Programmierbarkeit und die dadurch erreichte Flexibilität stehen immer mehr im Vordergrund und machen aus den Blockchains Kontrollorgane für komplexe Prozessabläufe.

Beispiel Hafenverwaltung – moderne Containerhäfen sind ein Zusammenspiel vieler verschiedener Parteien mit unterschiedlichen Interessen. Der Logistiker will seine Ware schnell versenden oder abholen, der Reeder seine Schiffe möglichst schnell be- und entladen, der Zoll muss seinen Pflichten nachkommen, und die Leitung hätte gerne jederzeit einen Überblick, um den Hafen sicher betreiben zu können. Eine Blockchain hilft, diese (berechtigten) Interessen aller Parteien zu koordinieren, und dennoch über die Einhaltung einzelner Prozesse zu wachen. Alles greift ineinander – das Schiff informiert den Logistiker, der wiederum bereits den Zoll über die Warensendung informiert hat. Benötigte Freigaben und Dokumente werden digital bearbeitet und in der Blockchain hinterlegt, die über den korrekten Ablauf beim Versand oder der Löschung einer Ladung wacht und die einzelnen Instanzen informiert. Betrieben wird die Lösung von der Hafenleitung, die jederzeit einen Überblick hat und eingreifen kann.

Das führt zu reibungsloseren und damit schnelleren Prozessen, einer besseren Auslastung des Hafens, und zu sicheren und transparenten Abläufen.

Personalisierte Medizin

Im Bereich der personalisierten Medizin sind geschlossene Lieferketten, sogenannten closed-loop-supply-chains extrem wichtig. Sie lassen sich ebenfalls sehr erfolgreich mit Hilfe von Blockchains realisieren. Bei den neuen medizinischen Verfahren werden Patienten Blut und Tumorgewebe entnommen, und diese dann sequenziert und analysiert, um einen genau auf den Patienten zugeschnittenen Wirkstoff zu entwickeln. Dieser Wirkstoff ist auch nur für diesen einen Patienten effektiv, so dass sichergestellt werden muss, dass keine Proben oder Produkte vertauscht werden, was sonst im schlimmsten Fall tödliche Folgen haben könnte. Die untenstehende Abbildung gibt einen Eindruck dieser komplexen Prozesse und der dabei involvierten Mitwirkenden.

(c) Rheinwerk Verlag

Blockchains-basierte Produkte wie die Hypertrust-Plattform helfen dabei, diese komplexen Prozessketten einzuhalten und jeden Schritt vorschriftsmäßig abzuarbeiten, unter Einhaltung eventueller Rahmenparameter wie etwa der Temperatur oder unter Einhaltung von Zeitfenstern. Damit wacht die Blockchain auch darüber, dass jeder Patient das tatsächlich nur auf ihn zugeschnittene Medikament erhält.

Regulierung von Inhaltsstoffen

Die Lieferketten heutiger Konsumgüter sind komplex. Um ständig neuen Regulierungen zu entsprechen muss ein Hersteller wissen, welche Inhaltsstoffe in seinen Produkten vorhanden sind und woher sie stammen. Bei Problemen musste Produzenten mühsam recherchieren, woher die verwendeten Rohstoffe stammen und wer sie Ihnen liefert.

Auch hier kann Blockchain-Technologie helfen, indem sie alle Zulieferer digital einbindet und Ihnen eine Plattform zur Veröffentlichung der Inhaltsstoffe bietet. Bei Fragen und Problem kann sofort digital geprüft werden, von wem welche Inhaltsstoffe stammen.

(c) Rheinwerk Verlag

Weitere Artikel dieser Serie finden sie hier:

Wollen Sie mehr zur SAP Cloud Platform und der Funktionsweise der Blockchains erfahren? In unserem Buch „Blockchain mit SAP“ erläutern wir Ihnen ausführlich die Funktionsweise und demonstrieren Ihnen anhand zahlreicher Beispiele die Vorzüge dieser innovativen Technologie. Eine ausführliche Leseprobe zum Buch stellt der Verlag online bereit.

Wollen Sie mehr zu den Anwendungsfeldern von Blockchains und Distributed Ledger Technologien erfahren? Möchten Sie wissen, wie Sie Ihr Unternehmen modernisieren und fit für die Zukunft machen können? Ist eine Blockchain überhaupt die richtige Wahl für Ihre Geschäftsprozesse? In unserem Buch „Blockchain mit SAP“ erläutern wir Ihnen ausführlich verschiedene Anwendungsfelder und Szenarien, und geben Ihnen eine Entscheidungsliste an die Hand mit welcher Sie prüfen können, ob eine Blockchain die richtige Wahl für Ihr Unternehmen ist. Eine ausführliche Leseprobe zum Buch stellt der Verlag online bereit.

 

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