Aufgrund ihrer hohen Effizienz boten Verbundstandorte Chemieunternehmen bisher viele Vorteile in Sachen Kosteneffizienz und Unabhängigkeit. Da es sich dabei jedoch um untereinander vernetzte, hochkomplexe Systeme handelt, sind Verbundstandorte nur bedingt flexibel. Damit aus dem Wettbewerbsvorteil kein Nachteil wird, müssen die Verbundnetzwerke mit der Digitalisierung und den geänderten Marktanforderungen Schritt halten und sich entsprechend anpassen.  

Verbundstandorte sind chemische Produktionsstandorte, in denen die Produktströme stark ineinandergreifen. Entstanden sind sie aufgrund einer Eigenart chemischer Fertigungsketten, nämlich der Erzeugung von Nebenprodukten und gekoppelter Produktion. Häufig werden die Ausgangsstoffe am Ende der Fertigungskette auch teilweise wiedergewonnen und wiederverwertet, sodass es nicht selten Schleifen in den Materialflüssen gibt. Durch die physische Verbindung der Produktionslinien eines Verbundstandorts über Rohre und Puffertanks lässt sich in der Produktion höchste Kosteneffizienz erzielen, während Lager- und Transportaufwand gering sind. Zwischenprodukte werden selbst verbraucht. So sind Wertschöpfung und Unabhängigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette garantiert. 

Komplexität und Digitalisierung

Die komplexen Produktionsnetzwerke von Verbundstandorten sind über Jahre entstanden und weiterentwickelt worden. Dies birgt zunehmend Herausforderungen: 

  • Planer und Planungstools des Supply Chain Managements haben es mit komplizierten Strukturen zu tun.  
  • Je nach Umfang und Produktmix kommt es in unterschiedlichen Bereichen zu Engpässen. 
  • Bereits kleinste Synchronisierungsfehler im Betrieb führen zu Nachschubverzögerungen in der gesamten Kette und zu Instabilität – für digitalisierte Geschäftsmodelle eine große Herausforderung. 
  • Da sich die Wertschöpfungsketten über mehrere Geschäftsbereiche erstrecken, fehlt es an finanzieller Transparenz. In der Folge ist es schwer, bei Produktmix und Gewinnspannenmaximierung die richtigen Geschäftsentscheidungen zu treffen. 

 Zukunftssicher in vier Schritten

Damit die wertvollen Verbundstrukturen wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie zukunftssicher gemacht werden. Dies gelingt in vier Schritten:  

  1. Den Rahmen bestimmen: Geschäftsmodelle und strategische Zielsetzungen der am Standort angesiedelten Unternehmen müssen an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden. Dazu sind Marktentwicklungen, Wettbewerbs- und Lieferantensituation sowie Fusions- und Übernahmepläne gründlich zu analysieren.
  2. Einschränkungen ermitteln: Eine Auswertung von Materialflüssen, Anlagenabhängigkeiten und -kapazitäten gibt Aufschluss über derzeitige und künftige Missverhältnisse zwischen Bedarfsszenarien und Lieferfähigkeit sowie über mögliche Lösungen.
  3. Für Transparenz sorgen: In Form eines taktischen “Digital Twin” des Verbunds werden alle maßgeblichen Ströme, Kapazitäten, Kosten und Preise in einem Modell erfasst. So werden die Kontinuität zyklischer Ströme, Pufferlimitierungen und die Auswirkungen von Produktmix und Allokation auf die Marge transparent.
  4. Szenarien zur Verbesserung auswählen: Mit einem taktischen Digital Twin lassen sich auch potenzielle Verbesserungsszenarien simulieren und auswerten, beispielsweise: 
  • Optimierung von Produktmix und Materialflüssen, 
  • Anpassung von Kapazität und Puffern, 
  • mehr Flexibilität durch Öffnen von Kreisläufen, indem Vertriebs- und externe Beschaffungsmöglichkeiten integriert werden. 

Nach der Umsetzung dieser vier Schritte gewährleistet ein konsequentes Transformationsprogramm die künftige Wettbewerbsfähigkeit von Verbundstandorten als Schlüsselfaktor der chemischen Industrie in der EU und verhindert, dass diese zum Nachteil werden. 

Wenn Sie an einem weiteren Austausch über die Zukunft von Verbundstandorten interessiert sind, stehen wir gern zu Ihrer Verfügung. 

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